Klima
Klimakrise und Lösungsansätze
Der Klimawandel gehört zu den drängendsten weltweiten Herausforderungen der nächsten Jahre. Eine gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit der Klimakrise über Länder und Kontinente hinweg ist eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung langfristiger Lösungsansätze. Deswegen schaffte Hamburg mit der CHINA TIME 2022 ein wichtiges Austauschforum zwischen Vertreter:innen der Europäischen Union und Chinas, auf dem unterschiedliche Strategien und Perspektiven zur Bekämpfung der Klimakrise offen ausgetauscht werden – mit dem Ziel, voneinander zu lernen, Wissen zu schaffen und den fachlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Dialog auch über die Veranstaltung hinaus weiter fortzuführen.
Klimawandel: ein Thema, das alle Lebensbereiche betrifft
Alle Lebensbereiche sind gefragt, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen: Die CHINA TIME 2022 schaute dabei besonders auf die Bereiche Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung. Was können die EU und China voneinander in den verschiedenen Feldern lernen? Welche politischen Initiativen gibt es, vor welchen Herausforderungen steht die Wirtschaft, welche Erkenntnisse liefert die Wissenschaft? Wie wird dieses Thema für Bürgerinnen und Bürger in Hamburg beim kulturellen Austausch erfahrbar? Dazu erhielten Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einblicke bei den drei Veranstaltungen der CHINA TIME 2022:
- CHINA TIME SYMPOSIUM „Discussing EU-China climate cooperation“ im Rathaus,
- CHINA TIME KULTUR mit vielen kulturellen Highlights verteilt in der Stadt sowie
- CHINA WEEKEND mit den Schwerpunkten Bildungsaustausch und Klimawandel im chinesischen Teehaus Yu Garden in Rotherbaum.
Klimaschutz in China
Ohne eine aktive Rolle Chinas ist eine Bekämpfung der weltweiten Klimakrise undenkbar. Denn auf der einen Seite ist China aktuell mit 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen das Land mit dem größten Ausstoß an klimaschädlichen Gasen. Auf die 1,4 Milliarden Menschen des Landes bezogen steht es bezogen auf den CO2-Ausstoß pro Kopf hingegen besser als Deutschland da. Zugleich gibt es in dem Land gigantische Klimaschutzprojekte, die zur Reduzierung der weltweiten Emissionen entscheidend beitragen können.
Klimaschutz ja, aber CO2-frei erst 2060
CO2-neutral soll China nach den Plänen der eigenen Regierung erst 2060 werden, und bis 2030 werden die Treibhausgase im bevölkerungsreichsten Land der Erde noch weiter steigen – so verkündete es Präsident Xi Jinping auf der UN-Vollversammlung im September 2020. Während der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow im vergangenen November gaben der chinesische Klimagesandte Xie Zhenhua und der US-Sondergesandte John Kerry bekannt, dass sich beide Länder stärker gemeinsam für einen besseren Klimaschutz einsetzen wollen und dass sie im Jahr 2025 überarbeitete Ziele verkünden werden. Ursprünglich hatten beide Länder diesen Schritt erst für zehn Jahre später vorgesehen. Im Jahr 2015 hatte China das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet und ein Jahr später ratifiziert.
Weltweit führend bei Solar- und Windenergie
China bezieht 60 Prozent seiner Energie aus Kohlekraftwerken. Nach wie vor errichtet China auch noch viele Kohlekraftwerke. Gleichzeitig investiert China aber massiv in erneuerbare Energien. Chinesische Firmen zählen sowohl bei Solar als auch Windkraft zur internationalen Spitze und streben dies auch bei bei Wasserstoff, aber auch der Kernenergie s an. Mit einer Ende 2021 installierten Gesamtleistung von 306 Gigawatt Photovoltaik und 328 Gigawatt Windkraft liegt China weltweit vorne. In der Wüste Gobi ist der zweitgrößte Solarpark der Welt entstanden, zudem wird dort am weltgrößten Energiespeicher gebaut.
Enormer Ausbau an Elektromobilität
Auch beim Thema Elektromobilität ist China führend: Staatliche und private Firmen bauen die Ladeinfrastruktur massiv aus – bis Ende 2021 stieg die Zahl der Ladesäulen auf 2,6 Millionen, wovon 43 Prozent öffentlich sind. In keinem Land werden so viele Elektrofahrzeuge verkauft wie in China.
Weitere Informationen zu Chinas Klimaschutz-Aktivitäten (Themen-Special von Germany Trade & Invest) finden Sie hier.
Quellen: GTAI, NDR, tagesschau.de
Klimaschutz in Hamburg, Deutschland und Europa
Der Druck auf Entscheider:innen in Politik und Wirtschaft, den Schutz des Klimas absolut zu priorisieren, ist in den vergangen Jahren enorm gewachsen: Dazu haben vor allem die weltweit erlebbaren Extremwetter-Phänomene sowie Warnungen von Wissenschaftlern beigetragen, aber auch Klimaschutz-Bewegungen wie FridaysForFuture.
Hamburg: Engagiert beim Klimaschutz auf allen Ebenen
Hamburg hat seit dem Jahr 2015 einen Klimaplan, der vorgibt, auf der Basis 1990 bis 2030 den CO2-Ausstoß um 55 Prozent zu senken und dafür zu sorgen, dass die Hansestadt bis 2050 klimaneutral wird. Damit dies gelingt, wurde der Klimaplan mit zahlreichen Einzelmaßnahmen in 2019 fortgeschrieben und2020 ein Klimaschutzgesetz beschlossen, das überprüfbare Maßnahmen wie den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich, der verbesserten Umstellung auf Elektromobilität und ein erweitertes öffentliches Verkehrsangebots sowie die Förderung von nachhaltigem Bauen festlegt.
Zudem wurde im Koalitionsvertrag der 2020 neu gebildeten Hamburger Regierung vereinbart, zusätzlich eine Senatskommission für Klimaschutz und Mobilitätswende unter Leitung des Ersten Bürgermeisters einzurichten – Klimaschutz ist also Chefsache in Hamburg. Ein neuer, vom Senat berufener wissenschaftlicher Klimabeirat überwacht die Maßnahmen der Politik.
Auch bei der Klimaschutz-Forschung ist Hamburg führend: Das Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS)“ leistet Grundlagenforschung zur Dynamik des Klimasystems, untersucht aber auch soziale Dynamiken und Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat am 22. September 2022 im Hamburger Klimarechenzentrum Deutschlands einzigen allein für die Klimaforschung genutzten Supercomputer eingeweiht.
Mehr zum Klimaschutz in Hamburg finden Sie hier.
Deutschland: Vereinbarkeit von Klimaschutz und Versorgungssicherheit
Die deutsche Bundesregierung bekennt sich im Koalitionsvertrag zu einer Klimaneutralität bis zum Jahr 2045, außerdem zu einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffwirtschaft. Im vergangenen Jahr hatte das Bundesverfassungsgericht die Politik verpflichtet, aktiv vorzubeugen, so dass es in Zukunft nicht zu unverhältnismäßigen Einschränkungen der Freiheitsgrundrechte der heute jüngeren Menschen kommt.
Danach wurde von der Vorgänger-Regierung das bestehende Klimaschutzgesetz novelliert und die Zielvorgaben für weniger CO2-Emissionen angehoben und auf 2040 erweitert: Deutschland soll bis zum Ende des Jahrzehnts seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringern. Die höheren Ambitionen wirken sich auch auf die CO2-Minderungsziele bis zum Jahr 2030 in den einzelnen Sektoren aus: in der Energiewirtschaft, der Industrie, im Verkehr, im Gebäudebereich und in der Landwirtschaft.
Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs steht Deutschland aktuell vor der Herausforderung, einerseits den Kurs beim Klimaschutz zu halten und dabei die Energieversorgung des Landes abzusichern und zu vertretbaren Kosten zu gewährleisten.
Mehr zum Klimaschutz in Deutschland finden Sie hier.
Fit for 55: Europäische Union will Vorreiter in der Welt sein
Das Vorhaben der Europäischen Union, bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen, ist unter dem Begriff „Green Deal“ zusammengefasst. Als Zwischenschritt auf dem Weg dorthin hat die EU für 2030 noch ehrgeizigere Klimaziele formuliert und sich dazu verpflichtet, ihre Emissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren.
Im Rahmen ihres Pakets „Fit für 55“ befasst sich die Union derzeit mit der Überarbeitung ihrer klima-, energie- und verkehrsbezogenen Rechtsvorschriften. Damit sollen die geltenden Regeln an die Ziele für 2030 und 2050 angepasst werden. Das Paket enthält auch eine Reihe neuer Initiativen, etwa zum europäischen Emissionshandel für CO2-Zertifikate.
Mehr zum „Green Deal“ finden Sie hier.